Gerüchte, Propaganda und Zensur

Oft verbreiten sich Gerüchte oder Fake News wesentlich schneller als die

eigentlichen Fakten.

 

Im vor hundert Jahren zu Ende gegangenen Ersten Weltkrieg gab es eine Zensur. Zensur bedeutet unter anderem, dass nur mehr jene Nachrichten in Zeitungen stehen dürfen, die den politischen Vorgaben entsprechen. Damit war die Nachrichtenlage sehr dürftig. Der Hunger nach Information war aber vorhanden. Man könnte es vergleichen mit einem staatlich kontrollierten „Markt“, in dem Produkte nur mehr nach politischen Kriterien angeboten werden, oder auf Bezugsschein. Die Folge davon ist ein blühender Schwarzmarkt.

Der Schwarzmarkt im Nachrichtenmarkt waren die Gerüchte. Mit dem großen Unterschied, dass man auf dem Schwarzmarkt für Produkte normalerweise überprüfen kann was man bekommt, während bei Gerüchten der Wahrheitsgehalt nicht wirklich überprüfbar ist. So verbreiteten sich teilweise die absurdesten Gerüchte, die fern jeder Realität waren, aber den Nachrichtenhunger stillen konnten. Heute würde man wahrscheinlich von alternativen Fakten oder fake news sprechen, die sich über soziale Medien, etc. rasch verbreiten. Obwohl es heute keine Zensur gibt, sind Gerüchte, die mit der Wirklichkeit nur insofern zusammenhängen, als sie – zumindest teilweise – auf ein reales Ereignis Bezug nehmen, Teil der täglichen Informationen die wir über verschiedene Kanäle bekommen. Und weil diese Gerüchte, diese bewusst gestreuten Falschmeldungen, als eine Nachrichtensensation erscheinen, zu der man plötzlich Zugang hat, und die noch dazu Licht in eine Angelegenheit zu bringen scheinen, verbreiten sie sich oft sehr viel schneller als die Fakten.

Dieses Faktum macht sich die gesamte Propagandamaschinerie zunutze, wie sie beispielsweise in den Troll-Fabriken des Kremls betrieben wird. Das war zu beobachten beim Abschuss der niederländischen Passagiermaschine in der Ostukraine, davor bei der Revolution der Würde in der Ukraine und vielen anderen Beispielen.

Wenn also im Krieg aufgrund der Zensur Gerüchte zur Nachrichtenquelle werden, und wir heute beobachten, wie Gerüchte und Desinformation als Faktenlage aufgenommen werden, darf man sich gelegentlich die Frage nach dem Umkehrschluss stellen: deuten die vielen Gerüchte, die massive Desinformation auf einen Krieg hin? Sie sind zumindest Teil eines hybriden Krieges. Und auch der kann gefährlich sein.

Schließlich kann man vernünftige Entscheidungen nur auf Basis von Fakten treffen, nicht auf Basis von Fake News oder Gerüchten.

 

Der Artikel erscheint auch auf der Seite der Paneuropabewegung Österreich.

Der Artikel erschien ursprünglich auf der Seite von Karl von Habsburg.

Weblog EN

Die Ukraine gehört zu Europa

Eine europäische Perspektive für die Ukraine ist im Interesse Europas und im Interesse der Europäischen Union.

Read more >

Fundamente einer Außenpolitik

Wertehaltungen dienen auch als Leitlinie für die Außenpolitik. Doch was, wenn nicht mehr klar ist, wofür Europa in der Wertepolitik denn steht?

Read more >

Frohe Ostern

Ich wünsche Ihnen eine gnadenreiche Karwoche und ein segensreiches Osterfest!

Read more >

Binnengrenzen wieder öffnen, Außengrenzen schützen

Noch immer führen nationale Alleingänge zu Grenzkontrollen im Schengen-Raum und verhindern die Einrichtung eines gemeinsamen europäischen Grenzschutzes.

Read more >

Anachronismus aus dem Jahre 1919

Das Adelsaufhebungsgesetz und die Habsburgergesetze sind ein Beispiel dafür, dass man so manche Gesetze mit einem Ablaufdatum versehen sollte.

Read more >

Beschwerdebücher und Bürgerwünsche

Bei aller Notwendigkeit für Politiker mit den Bürgern im Gespräch zu sein, bleibt doch die Grundfrage, ob die Politik dazu da ist, Wünsche der Bürger zu erfüllen, oder ob sie nur den Rahmen zu schaffen hat, in dem der freie Bürger...

Read more >

Gelbwestenrevolution?

Ähnlich wie in der Französischen Revolution versucht der jetzige französische Präsident die Anliegen und Beschwerden der Bürger zu sammeln. Weiter geht das historische Vorbild hoffentlich nicht.

Read more >

Die Bedeutung, die Europa zusteht

Karl von Habsburg plädiert in seiner Rede bei der Paneuropa-Konferenz für eine Stärkung der Außen- und Sicherheitspolitik der EU, für eine zügige EU-Erweiterung, und gegen den paternalistischen Wohlfahrtsstaat.

Read more >

Freiheit für Roman Sushchenko

Seit mehr als drei Jahren ist der ukrainische Journalist in Russland unter fadenscheinigen Anschuldigungen inhaftiert.

Read more >

Kurilen als Erpressungspfand?

Seit einiger Zeit geistert immer wieder die Diskussion um den Status der Kurilen-Inseln durch die Medien, wenn es sich um die Gespräche zwischen Russland und Japan handelt.

Read more >
Karl von Habsburg mit seiner Großmutter I.K.u.K.H. Kaiserin Zita von Österreich
Karl von Habsburg auf BlueShield Mission
Sanct Georgs Orden Umzug
Karl von Habsburg übernimmt die Standarte des KÖL als neuer Oberster Bandinhaber von seinem Vater Otto von Habsburg
KvH mit Ferdinand Zvonimir und einem Geistlichen
Karl von Habsburg mit seiner Frau Francesca und den drei Kindern
Otto von Habsburg und seine Frau Regina mit allen Kindern
KvH mit seinem Sohn Ferdinand Zvonimir im Rennstall

NACH OBEN