Maria Theresia – die große Kaiserin

Als Maria Theresia mit 23 Jahren den Thron bestieg, sah es keineswegs so aus, als ob das Haus und die Herrschaft über Österreich die nächsten Jahre überdauern würde. Rasch zeigte sich, dass die von Karl VI. den anderen europäischen Herrschern mühsam abgerungene Pragmatische Sanktion nicht das Papier wert war, auf dem sie geschrieben war. Als erster ließ Friedrich II. von Preussen ohne Ankündigung seine Truppen in Schlesien einmarschieren. Auch andere Herrscher wollten ein Stück von dem großen Kuchen abhaben, Bayern marschierte gleich darauf nach Böhmen ein. Der bayerische Kurfürst Karl Albrecht ließ sich zum König von Böhmen ausrufen. Niemand aber hatte mit der Zähigkeit der jungen Frau gerechnet. Nicht gewillt, ihr Erbe zerschlagen zu lassen, wehrte sie sich mit der ganzen Kraft ihrer mehr als schlecht ausgerüsteten und organisierten Armee. Ein kleiner Erfolg war die österreichische Besetzung Münchens – zum gleichen Zeitpunkt, als der bayerische Kurfürst Karl Albrecht in Frankfurt zum Kaiser des Reiches (als Karl VII.) gekrönt wurde. Doch diese Episode war nach drei Jahren beendet, als Karl VII. 1745 starb. Am Ende musste Maria Theresia im Frieden von Aachen 1748 dem Verlust Schlesiens stattgeben, dafür aber konnte sie Friedrich II. seine Zustimmung abringen, dass ihr Mann Franz Stephan von Lothringen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde.  

Nicht nur eine schlecht gerüstete Armee hatte Maria Theresia geerbt, sondern auch ein Staatswesen, das in weiten Teilen noch feudal organisiert war.  Maria Theresia erkannte, dass nur eine umfangreiche Reform den Staat zukunftsfähig machen konnte. Die maria-theresianischen Reformen waren ein wichtiges Element des „state building“ Österreichs. Geschickt suchte sie sich die passenden Männer zur Durchsetzung der Armeereform, der Neuordnung des Steuerwesens, der Justiz, der Wirtschaftspolitik und der Bildungspolitik.  

Franz Stephan und Maria Theresia hatten 16 Kinder, von denen 10 das Erwachsenenalter erreichten. Damit war die Zukunft des Hauses gesichert. Die Heiratspolitik Maria Theresias ist legendär, mit den Ehen wurden politische Allianzen begründet und zementiert. Tragisch ist allerdings das Schicksal der jüngsten Tochter Marie Antoinette, die als Ehefrau von Ludwig XVI. von Frankreich im Zuge der französischen Revolution 1793 geköpft wurde. Zwar hatte Maria Theresia ihren Mann zum Mitregenten ernannt, doch in die operative Politik griff er selten ein. Vielmehr war er ihr ein guter Berater. Gleichzeitig zeigte er sich als Finanzgenie, der zum Teil vermögender war als der österreichische Staat, dem er mehrfach Kredit gab. Auf ihn geht der habsburgische Familienversorgungsfonds zurück, der bis zur Enteignung durch die Republik 1919 die Familie versorgte.  

Als Franz Stephan 1765 überraschend starb, setzte sie ihren ältesten Sohn, Joseph II. zum Mitregenten ein. Beider Verhältnis war nicht immer konfliktarm, denn Joseph betrieb eine habsburgische Großmachtpolitik, die bei seiner Mutter auf strengste Ablehnung stieß. Als er sich zusammen mit Russland und Preußen an der ersten polnischen Teilung beteiligte, protestierte sie: „Ich begreife eine Politik nicht, die erlauben soll, dass, wenn sich zwei ihrer Übermacht bedienen, um einen Unschuldigen zu unterdrücken, sich der Dritte das Recht nehmen darf, die gleiche Ungerechtigkeit zu begehen. (...) Ein Herrscher hat keine anderen Rechte als ein Privatmann: Wenn wir alle einmal vor Gott erscheinen müssen, um Rechenschaft abzulegen, wird die Größe und Stärke unseres Staates nicht in Rechnung gestellt werden.“  

Nach dem Tod seiner Mutter setzte Joseph II. ihr Reformwerk fort. Eine seiner wesentlichen Wegmarken war das Toleranzedikt, das Protestanten und Juden erhebliche Erleichterungen verschaffte. Andererseits schuf sein Reformübereifer auch viel Unwillen, da er wenig Rücksichten auf historische Eigenarten und Traditionen nahm. Seinem Bruder und Nachfolger, Kaiser Leopold II. blieb es überlassen, während seiner nur zweijährigen Regierungszeit vieles auszugleichen. Im Gegensatz zum kinderlosen Joseph II. hatte Leopold 16 Kinder, auf die die meisten der heutigen Habsburger zurückgehen. Die Toskana, die er als Großherzog seit 1765 regierte, hatte sich unter seiner Führung zu einem modernen Staat entwickelt.

Außenpolitisch sah er sich mit den Folgen der französischen Revolution konfrontiert, von der er als einer der wenigen Staatsmänner Europas einsah, dass diese Veränderungen ungeahnte Kräfte freizusetzen vermochten, die das System des europäischen Gleichgewichtes nachhaltig stören konnte. Nach seinem Tod 1792 übernahm sein Sohn Franz die Regierung, der, am österreichischen Hof als künftiger Kaiser erzogen, die gewaltigen Umwälzungen seiner Zeit gestalten musste. Die Revolution in Frankreich spülte Napoleon an die Macht, der die europäischen Staaten herausforderte und mit seiner militärischen Expansionspolitik die alte Ordnung umstürzte. Als die deutschen Fürsten einer nach dem anderen dem napoleonischen Werben erlagen, begründete Franz 1804 das österreichische Kaisertum, zwei Jahre später legte er die altehrwürdige Krone des Heiligen Römischen Reiches nieder und erklärte das Reich für erloschen, da zu befürchten war, dass Napoleon auch danach greifen würde. Im österreichischen Kaiserreich lebten von nun an die Idee des alten Reiches weiter: Kompromissfähigkeit und Übernationalität.

Mit der Niederlage Napoleons in der Schlacht bei Leipzig 1813 war der Weg zur Neuordnung Europas offen. Zum ersten Mal seit 25 Jahren war wieder Frieden in Europa und Kaiser Franz I. war ein großzügiger Gastgeber beim Wiener Kongress 1814/1815. Sein Kanzler Metternich führte die Verhandlungen mit dem Ziel der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts auf dem europäischen Kontinent ein. Kaiser Franz I. starb 1835. In seine Regierungszeit fällt der Beginn der industriellen Revolution, gleichzeitig ist diese Epoche aber auch durch die strenge Führung durch Metternich geprägt, der mittels Polizei und Zensur versuchte, den liberalen Strömungen Herr zu werden. Franz’ Nachfolger Ferdinand, war nicht in der Lage dem aufkeimenden Nationalismus entgegenzutreten und trat 1848 zugunsten seines Neffen Franz Joseph zurück.

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